Inhalt
Die Feuerwehr Sinstorf von 1903 bis heute
Die Feuerwehr Sinstorf von 1903 bis heute
Die Freiwillige Feuerwehr Sinstorf wurde 1903, als Reaktion auf einen verheerenden Großbrand im Jahr 1901, gegründet. Am 5. Juli 1903 fanden sich über 20 Männer zusammen, um den Kampf gegen den „Roten Hahn“ unter Einsatz ihres Lebens und ihrer Gesundheit aufzunehmen. Das Motto von damals „Einer für alle, alle für einen – Gott zur Ehr, dem nächsten zur Wehr“ hat noch bis heute Gültigkeit und geleitet die Wehr durch die Anfänge des Löschwesens, die Brandnächte des zweiten Weltkriegs und durch alle Einsätze bis zum heutigen Tag.
Die Uniformen, die jeder selbst bezahlen musste, wurden von einem Schneidermeister in Hittfeld für 19 Mark pro Stück angefertigt. Zur Alarmierung wurden 2 Hörner beschafft, denn die Wehr wurde mittels Hornsignal alarmiert. Die ersten Löschgeräte waren noch primitiv und schwerfällig in der Handhabung. Durch Zuschüsse der Gemeinde, der Brandkasse, wachsende Mitgliederzahlen und Stiftungen bestand die Möglichkeit, ein Gerätehaus zu errichten und eine leistungsfähige Pumpe anzuschaffen. Im Gerätehaus befand sich eine Zelle, in der aufgegriffene Vagabunden und Landstreicher eingesperrt wurden. Die Stelle, an der sich die Zellentür befand, ist heute noch am alten Feuerwehrhaus erkennbar.
Von den Pferdehaltern waren immer zwei zum An- und Abspannen vor die Pumpe bestimmt. Dabei muss man sich vor Augen halten, dass Sinstorf bis in die 1930er Jahre noch ein richtiges Dorf war. Nach Marmstorf und Langenbek fuhr man auf gepflasterten Landstraßen durch die Felder. Kutsch- und Arbeitspferde gab es zu dieser Zeit daher noch in großer Zahl. Aus der Zeit der Pferde stammt noch die heutige Rückmeldung von Einsatzstellen „abspannen“. Diese meint, dass keine weiteren Kräfte erforderlich sind und die Pferde wieder abgespannt werden können.
In jedem Jahr wurde ein Feuerwehrball veranstaltet. Hierzu hatten auswärtige Kameraden mit Damen freien Eintritt. Außerdem beteiligte man sich an auswärtigen Veranstaltungen.
Bis zum Jahr 1937 war die Feuerwehr Sinstorf auch für die Gehöfte der Dörfer Beckedorf, Woxdorf und Metzendorf zuständig, die Löschgruppen unterhielten. Mit dem Groß-Hamburg Gesetz wurden Harburg ein Teil Hamburgs, während die Dörfer preußisch blieben und daher selbständige Feuerwehren aufstellen mussten.
Im Jahr 1918 wurde im benachbarten Langenbek ebenfalls eine Feuerwehr gegründet. In dieser Zeit lang die Grenze des Dorfes Sinstorf etwas nördlich der heutigen Bushaltestelle Sinstorfer Kirchweg, Langenbek begann etwa auf Höhe Buchholzer Weg. In Dokumenten aus der Vorkriegszeit findet sich zuweilen der Verweis auf die Feuerwehr Sinstorf-Langenbek, die Feuerwehr Langenbek scheint aber als selbständige Wehr noch bis weit in die Nachkriegszeit existiert zu haben und wurde vermutlich erst Anfang der 1970er Jahre aufgelöst. Das Einsatzgebiet der Feuerwehr Langenbek wurde dann zwischen den Wehren Sinstorf, Marmstorf und Rönneburg aufgeteilt, wobei große Teile des „neuen“ Langenbeks (die „Heideort-Straßen“ und das Langenbeker Feld) zu unserem Gebiet gehören.
1946, also zu Zeiten der britischen Militärregierung, wurde unsere Wehr dem Feuerwehramt Hamburg angegliedert. In der frühen Nachkriegszeit durfte die Wehr nur 18 Mitglieder haben. Als Fahrzeug hatten wir seinerzeit ein leichtes Löschgruppenfahrzeug (LLG) mit Tragkraftspritzenanhänger, Fahrzeuge dieser Art sind in den Kriegsjahren in großer Zahl gebaut worden. Ein vergleichbares Fahrzeug wird heute in Dollerup als Museumsfahrzeug gepflegt.
Dieses wurde in den 1960er Jahren durch ein Löschgruppenfahrzeug in Pullman Bauart abgelöst, das aus der Hamburger Sonderbaureihe der LF 16 V-TS (Vorbaupumpe und Tragkraftspritze) stammte.
Durch die Eingliederung des Luftschutzhilfsdienstes in den Katastrophenschutz bekamen wir in den 1970er Jahren zusätzlich 3 Fahrzeuge, die vom Bund für den Katastrophenschutz beschafft wurden. Dies war ein Schlauchkraftwagen auf Basis eines Magirus-Deutz Mercur, ein Unimog mit leichter Tragkraftspritze (möglicherweise ursprünglich ein Entgiftungsfahrzeug analog zu diesem) und Schlauchmaterial sowie ein Hanomag Mannschaftskraftwagen. Diese Fahrzeuge standen nicht direkt in Sinstorf, sondern z.T. in angemieteten Scheunen und z.T. in Hallen der damaligen Harburger Kasernen. Den größten Einsatz im Katastrophenschutz hatte der Schlauchkraftwagen beim Heidebrand im August des Jahres 1975, bei dem wir als Teil des 3. Zugs FH97/3 Harburg zusammen mit unseren Nachbarwehren eingesetzt wurden.
In den 1970er Jahren war klar, dass das alte Feuerwehrhaus am Sinstorfer Kirchweg 17 den Anforderungen der Feuerwehr nicht mehr genügt. Schon das Pullmann LF konnte nur mit abgenommener Haspel im Feuerwehrhaus abgestellt werden, das Feuerwehrhaus hatte weder Toiletten noch einen Schulungsraum. Daher wurde Ende der 1970er an der Beckedorfer Str. 1 ein neues Feuerwehrhaus errichtet und am 28.11.1980 feierlich eröffnet.
Anfang der 1980er Jahre wurde das Pullmann LF durch ein LF 16 mit Allradantrieb auf Basis eines Mercedes Kurzhaubers ersetzt. In den 1990ern konnten wir anstelle des Kurzhauber ein LF aus der Reihe der heute berühmten HANSA Fahrzeuge in Empfang nehmen (HANSA = Hamburgs Automatikgetriebener Normgerechter Standardlöschzug der Achtziger Jahre).
Die Katastrophenschutzfahrzeuge der 1960er gingen im Laufe der 1980er Jahre außer Dienst (unser Schlauchkraftwagen wird heute von den Hamburger Feuerwehrhistorikern gepflegt) und wir bekamen als zweiten Löschfahrzeug ein neues Bundesfahrzeug für den Katastrophenschutz, ein LF 16-TS.
Ende der 1990er Jahre konnten wir das LF 16-TS durch ein Tanklöschfahrzeug ersetzen, das vorher bei der Berufsfeuerwehr im Einsatz war.
Im Jahr 2003 bekamen wir dann ein LF16/12 auf MAN Basis, das bis Anfang 2024 als LF1 eingesetzt wurde. Im Jahr 2005 erhielten wir als 2. Fahrzeug das erste LF 16 KatS Hamburgs, das bis heute im Einsatz ist.
Am 19.01.1996 wurde die Jugendfeuerwehr Sinstorf gegründet. Sie war die erste Jugendfeuerwehr im Harburger Süden und erfreut sich bis heute so großer Beliebtheit, dass es eine Warteliste gibt.
Im Jahr 2011 fand das erste Spätsommerfest unserer Wehr statt. Hier das Plakat von damals:
Das Fest wird bis heute meistens am ersten Wochenende im September gefeiert. Alle weiteren Infos dazu unter Sommerfest.
In frühen 2000er Jahren wurde in Sinstorf ein AC Erkunder auf Basis eines Ford Transit stationiert:
Diesem folgte 2011 ein vollwertiger CBRN Erkunder (BBK) nach:
Der Erkunder war zunächst im alten Feuerwehrhaus stationiert. Im Frühjahr 2022 wurde für den Erkunder eine Zelthalle neben unserem Feuerwehrhaus errichtet.
Im November 2022 musste unser Erkunder wegen eines nicht reparablen Defektes außer Dienst gehen. Im Februar 2023 haben wir als Zwischenlösung einen LKW Dekon P/G bekommen, der mit der Ausrüstung unseres Erkunders beladen wurde.
Am 09.03.2024 ging unser LF1, also das LF16/12, außer Dienst und zurück zum Technikzentrum F03. Am 16.03.2024 bekamen wir dafür ein HLF 20, das nun als LF1 in Dienst ist:
Kurze Zeit später, am 04.04.2024, konnten wir ein Ersatzfahrgestell für unseren CBRN Erkunder abholen, sodass Sinstorf Spüren und Messen wenige Wochen später wieder als vollwertiger CBRN Erkunder in Dienst gehen konnte.
Wehrführer von 1903 bis heute
1903 – 1926 | Heinrich Derboven |
1926 – 1946 | Gustav Wendt |
1946 – 1954 | Rudolf Beneke |
1954 – 1968 | Wilhelm Hilmer |
1968 – 1987 | Hans Peter Hoppe |
1987 – 1994 | Wilhelm Preidt |
1994 – 2007 | Thomas Brause |
2007 – 2022 | André Preidt |
2022 – heute | Jann Lach |
Einsatzstatistik
Jahr | Einsätze | Anmerkungen |
---|---|---|
1999 | 24 | |
2000 | 21 | |
2001 | 20 | |
2002 | 54 | Viele TH Einsätze durch Orkantief „Anna“ |
2003 | 25 | |
2004 | 39 | |
2005 | 28 | |
2006 | 41 | |
2007 | 62 | Viele TH Einsätze durch Orkantief „Kyrill“ |
2008 | 38 | |
2009 | 18 | |
2010 | 24 | |
2011 | 46 | |
2012 | 29 | |
2013 | 70 | Orkantief „Xaver“, CBRN Erkunder in Dienst |
2014 | 69 | |
2015 | 114 | Viele TH Einsätze durch Orkantiefs „Elon“ und „Felix“ |
2016 | 59 | |
2017 | 100 | Viele TH Einsätze durch Orkantief „Xavier“ |
2018 | 80 | |
2019 | 107 | |
2020 | 101 | |
2021 | 65 | |
2022 | 121 | Viele TH Einsätze durch Orkantiefs „Ylenia“, „Zeynep“ und „Antonia“ |
2023 | 91 | |